Herkunft

Es gibt Schwertträger, die werden auf riesigen Fischfarmen gezüchtet, diese sind stumpfsinnig wie Pflanzen. Fressen und gefressen werden, das alles in kleinen Pfützen, wo das bisschen Temperament, was sie vielleicht noch besitzen, an Glasscheiben, die viel zu nahe aneinanderstehen, sich abnutzt.
Getrennt von ihrem gewohnten Chemiecocktail kümmern sie bald vor sich hin.

rote Helleri-Dame edler Zucht Es gibt Schwertträger, die werden von ihren Müttern in rotschimmernden Kinderwiegen umhergetragen, mit ihren schwarzen Augen sehen sie das Treiben im Aquarium, in dem schon ihre Großväter aufgewachsen sind. Dann, eines Tages, wird die Kinderwiege zu eng, und man fällt mit seinen Geschwistern unsanft heraus. Dann heißt es, sich schnell zu verstecken, oder man endet als Futter.

Mein Bruder und ich gehören zur zweiten Sorte, seit Generationen wird unsere Familie wegen unseres großen Wuchses und der sattroten Farbe geschätzt. Wir wurden mit Krebschen und Mückenlarven aufgepäppelt, bis das erste Chaos hereinbrach: in einem Netz wurden wir gefangen und in kleine Gläser gesperrt.
Hier war es todlangweilig, einfacher Sandboden, in dem man nicht herumstöbern konnte, keine Pflanzen zum Verstecken, nur ein einfacher Heizstab, der aber schon von stärkeren Fischen besetzt war. Und Tag und Nacht störte uns ein lautes Geblubber von irgendeiner Quelle, dazu andere Fische mit sonderbaren Farben und Flossen, die schnell genauso frustriert waren wie wir. Manche legten sich nach einiger Zeit einfach auf die Seite und rührten sich nicht mehr, um am nächsten Morgen von einem grünen Netz eingesammelt zu werden.
Die einzige Abwechslung, die wir hatten, war, wenn ein Gesicht vor dem Glas erschien. Dann gab es manchmal Futter, und man musste sich beeilen, etwas mitzubekommen, weil die stärkeren Fische uns vertrieben. Manchmal kam dann aber auch wieder dieses Netz, was meine Geschwister, obwohl sie noch lebten, nach und nach wegfing. Auch wir waren eines Tages dran, als eine Frau meinte, dass ihre Helleri-Weiber ein anständiges Männchen brauchten.

Wir hörten: "Den da, und den da." Das Netz senkte sich herab und begann, uns zu jagen. Mein Bruder und ich wurden von dem Netz vor die Scheibe gedrängt und dann gnadenlos aus dem Wasser gezogen. Wir zappelten hilflos in der Luft und landeten schließlich in einer Plastiktüte. Ein schwarzer Schatten kroch langsam von unten herauf, bis wir nichts mehr sehen konnten, eine Stimme sagte: "Siebenmarkfuffzich!", und die Tüte fing heftig an zu schaukeln. Mir drehte sich den Magen um, aber da wir immer wenig zu essen hatten, blieb mir trotz Seekrankheit eine etwas größere Blamage vor meinem Bruder erspart.

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